"Es reicht nicht, nur auf Social Media aktiv zu sein"

Political Campaign Festival

Frau Tuttlies, welche Mittel haben sich für Ihre Partei im Wahlkampf besonders bewährt?

Zum einen gibt es keinen Wahlkampf mehr ohne soziale Medien. Beim Brexit haben wir gesehen, welch explosive Wirkung sie haben können. Daher ist es umso wichtiger, dass man dort präsent ist. Angesichts von Fake News müssen wir uns dafür einsetzen, dass Manipulationen wie im Fall des Brexits bei den Europawahlen nicht passieren können.

Wie machen Sie das?

Zum Beispiel mit Faktenchecks. Wir sind in ständigem Austausch mit unserer Community, unter anderem über die Plattform “Together”, die wir gleich nach dem Brexit eingerichtet haben. Wir versuchen, über soziale Medien in den politischen Austausch zu treten. Vor allem Twitter spielt im politischen Raum eine immer größere Rolle.

Welche Mittel setzen Sie im anstehenden Europawahlkampf ein?

Es reicht nicht, nur auf Social Media aktiv zu sein. Die traditionelle Pressearbeit läuft natürlich weiter. Daneben ist es wichtig, aus Brüssel und Straßburg hinaus zu den Menschen zu gehen. Wir laden Bürger in großen und kleinen Städten zu Veranstaltungen mit Spitzenpolitikern, Künstlern und Intellektuellen ein. Diese werden per Live-Stream und Twitter öffentlich gemacht. So haben wir es mittlerweile geschafft, unter dem Hashtag “EuropeTogether” eine europäische Community aufzubauen, mit der wir über die Grenzen hinweg kommunizieren können. Mit unserem Konzept “Go Local” gehen wir außerdem in Bars und Cafés, stehen in Fußgängerzonen und sprechen ohne Kamera mit den Menschen über ihre Sorgen. Wir kombinieren also die sozialen Medien mit dem direkten Kontakt.

Und wie wird der Wahlkampf jenseits Ihrer Community international?

Das ist ja unsere tägliche Arbeit. Als Fraktion repräsentieren wir 28 Länder. Wir arbeiten in 24 Sprachen, unsere Website wird täglich in sechs Sprachen übersetzt. Natürlich ist ein multinationaler Wahlkampf auch inhaltlich komplex, da die Themen die Bürger in den verschiedenen Ländern unterschiedlich stark betreffen. Zum einen müssen wir die Themen aufnehmen, für die wir als europäische Parlamentarier in unserer Fraktion verantwortlich sind. Da müssen wir klar kommunizieren, welchen Mehrwert die europäischen Gesetze bringen und wie wir als Parteienfamilie dazu beigetragen haben.  Wir versuchen, tatsächlich zu verstehen, was die relevanten lokalen Themen sind.

Welche Trends sehen Sie in der Kampagnenplanung?

Die traditionellen Medien spielen natürlich weiter eine Rolle, daneben werden die sozialen Medien immer wichtiger. Mittlerweile haben wir eine starke europäische Öffentlichkeit in den Medien. Dadurch werden nationale Wahlkämpfe europäisch, und der europäische Wahlkampf wird national. Dennoch wird der Haustürwahlkampf immer wichtiger. Ich denke, dass sich auch dieser Wahlkampf ganz klar an der Frage entscheiden wird, inwiefern wir pro-europäischen Familien es schaffen, lokal zu agieren und bei den Bürgern vor Ort zu sein.

Utta Tuttlies ist Sprecherin und Leiterin der Abteilung Presse und Kommunikation der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D) im Europäischen Parlament. In ihrer Funktion für die S&D-Fraktion arbeitet sie eng mit der Sozialdemokratischen Partei Europas zusammen, die für die Kampagne für die Europawahlen verantwortlich ist.

Das Political Campaign Festival, das die Quadriga Hochschule Berlin und politik&kommunikation gemeinsam veranstalten, findet am 30. Januar im Quadriga Forum in Berlin statt. Weitere Informationen finden Sie hier.