Scared to Start

Kolumne

Liebe Leserin, lieber Leser,

in der digitalen politischen Kommunikation haben sich in der letzten Zeit, vor allem in den letzten Monaten, die Anforderungen drastisch verändert. Was auf Social Media gut ankommt und was nicht, hat sich massiv verschoben. Ihr kennt alle die Diskussion rund um Tiktok, doch dahinter verbirgt sich eine viel größere und neue Herausforderung: die Aufmachung und Aufbereitung von politischem Content.

Es wird immer deutlicher, dass es nicht mehr nur darauf ankommt, schöne Bilder zu teilen und eine Caption zu schreiben. Der Fokus liegt zunehmend auf dem Inhalt und der Vermittlung von „Meaningful Content“. Diese Inhalte werden vermehrt und verstärkt über Bewegtbild, insbesondere kurze Videos, vermittelt. Die Ansprüche an solche Videos sind immens gestiegen. Es geht nicht darum, dass die Videos professionell produziert sein müssen, sondern dass die Schnitte, die Aufbereitungsformen und die Art und Weise, wie die Inhalte rübergebracht werden, stimmen. Langsame Schnitte beispielsweise kommen nicht gut an – es muss knackig sein und sofort die Aufmerksamkeit erregen. Studien zeigen, dass die berühmte „Hook“ in den ersten drei Sekunden sitzen muss, sonst scrollen die Follower weiter.

Diese Anforderungen in die politische Arbeit zu integrieren, ist äußerst schwierig. Politische Arbeit wird überwiegend von Ehrenamtlichen geleistet. In den letzten sechs Jahren habe ich viele Workshops auf kommunaler, Landes-, Bundes- und europäischer Ebene zur politischen Kommunikation gegeben. Dabei ist mir eine große Herausforderung aufgefallen: Die hohen Ansprüche an erfolgreiche politische Kommunikation können von ehrenamtlichen Mitgliedern kaum noch erfüllt werden. Die Produktion von spannenden Videos stellt eine immense Hürde dar. Auf kommunaler Ebene ist man schon froh, wenn Instagram-Profile und digitale Auftritte gepflegt und Fotos gepostet werden. Aber wenn nun auch noch handwerklich gute Kurzvideos gefordert werden, sehe ich große Probleme auf uns zukommen. Viele erschweren sich die Aufgabe zusätzlich, indem sie aufwendige Schnitte, Animationen und Sounds in die Videos einbauen wollen. Dies erhöht die Anforderungen noch weiter. Aus diesem Grund sehe ich momentan eine Kluft, in die wir ungewollt hineinsteuern. Diese Leistungsanforderungen können von der ehrenamtlichen Ebene kaum noch erfüllt werden. Social-Media-Workshops und Strategie-Workshops helfen hier nur bedingt.

Ich habe für dieses Problem aktuell noch keine Lösung, möchte es aber in dieser Kolumne zur Diskussion stellen. Wir müssen gemeinsam nach Wegen suchen, wie wir diesen Herausforderungen begegnen können, ohne unsere ehrenamtlichen Mitglieder zu überfordern. Die Zukunft der politischen Kommunikation hängt davon ab, dass wir diese Balance finden.

Best,

Theresa